auf dem radweg an der elbe steht seit ein paar wochen am morgen und am abend eine schar gänse, nur widerwillig weichen sie mir aus, bilden eine gasse und laufen langsam und schimpfend ins magere gras an den seiten,
ich sehe ihre großen schweren körper auf den dünnen, leuchtend orangenen beinen, ihr schönes gefieder, unbeschmutzt und unversehrt, in vielen grautönen schimmernd, glänzend,
wenn es regnet, tragen sie kleine runde wasserperlen auf ihren rücken
Dienstag, 9. Oktober 2018
im großen garten am morgen liegt eine weiße nebelbank über der wiese, darin sehr klein, sehr fern eine frau, deren seltsame bewegungen mir auffallen, so dass ich genauer hinsehe
sie beugt sich nach unten und taucht ihre hände in das gras, streift mit einer ausladenden bewegung hindurch und dann mit beiden händen über ihr gesicht, wobei sie sich aufrichtet und ein stück geht
sich nach vorn beugt, wieder und wieder, sie wäscht sich mit tau, sie greift in den nebel und verschlingt ihn
sie beugt sich nach unten und taucht ihre hände in das gras, streift mit einer ausladenden bewegung hindurch und dann mit beiden händen über ihr gesicht, wobei sie sich aufrichtet und ein stück geht
sich nach vorn beugt, wieder und wieder, sie wäscht sich mit tau, sie greift in den nebel und verschlingt ihn
Montag, 10. September 2018
ringsum das wasser, seine gekräuselte schimmernde oberfläche, das leichte schwingen, riesig maßlos ohne ende, ich schwinde und schrumpfe darin, ein winziger augenblick in der ewigkeit, das graublaue element ein formloses gleitendes ganzes,
formlos aber gefasst, denke ich als ich mich umdrehe und zum strand sehe, sofort in das vertraute maß zurückfinde
Mittwoch, 5. September 2018
ich öffne die tür zum waschraum, dort steht eine junge frau über das waschbecken gebeugt und schaut mich erschrocken aus großen augen an, meine begrüßung erwidert sie nicht, sie wäscht ihre hände unter dem wasserstrahl,
ich gehe mit meinem pinsel und der seife an das zweite waschbecken daneben, und während das wasser die farbe aus dem pinsel spült, sehe ich, wie sie neben mir ihre fingerkuppen reibt, sie reagiert auf meinen blick und greift nach dem wasserhahn, dann entschließt sie sich zu einem lächeln und stellt sich den strahl wieder ein,
eine weile stehen wir so nebeneinander, gleichzeitig, in das einseifen und ausspülen vertieft
ich gehe mit meinem pinsel und der seife an das zweite waschbecken daneben, und während das wasser die farbe aus dem pinsel spült, sehe ich, wie sie neben mir ihre fingerkuppen reibt, sie reagiert auf meinen blick und greift nach dem wasserhahn, dann entschließt sie sich zu einem lächeln und stellt sich den strahl wieder ein,
eine weile stehen wir so nebeneinander, gleichzeitig, in das einseifen und ausspülen vertieft
Samstag, 11. August 2018
Montag, 11. Juni 2018
Samstag, 9. Juni 2018
abschied von der hüblerstraße
in der hitze des nachmittages habe ich den letzten müll eimer für eimer zu den tonnen getragen, ich mache ganz langsame bewegungen
der weg aus der wohnung die halbe treppe hinunter, aus der haustür hinaus, zweimal rechts, ich kenne seine genaue länge, seine beschaffenheit unter den füßen, das fleischfarbene linoleum der stufen, die schön gemusterten fliesen am eingang, das licht und die wärme, die beim hinaustreten auf mich fallen, die kleinen farbigen steine und die größeren grauen, wenn ich ums haus biege, blind und im schlaf, ich bin der weg, ich bin der ort, er ist ein teil von mir
in der hitze des nachmittages habe ich den letzten müll eimer für eimer zu den tonnen getragen, ich mache ganz langsame bewegungen
der weg aus der wohnung die halbe treppe hinunter, aus der haustür hinaus, zweimal rechts, ich kenne seine genaue länge, seine beschaffenheit unter den füßen, das fleischfarbene linoleum der stufen, die schön gemusterten fliesen am eingang, das licht und die wärme, die beim hinaustreten auf mich fallen, die kleinen farbigen steine und die größeren grauen, wenn ich ums haus biege, blind und im schlaf, ich bin der weg, ich bin der ort, er ist ein teil von mir
Dienstag, 29. Mai 2018
am abend in der dämmerung sehe ich vom balkon aus zwischen den kronen zweier bäume eine vom mond beleuchtete kleine haufenwolke, deren form der der dunklen baumkronen vollkommen ähnelt,
ich weiss, dass sie verschiedener kaum sein können und weiter entfernt voneinander, aber es ist nicht das, was ich sehen kann
ich weiss, dass sie verschiedener kaum sein können und weiter entfernt voneinander, aber es ist nicht das, was ich sehen kann
Samstag, 19. Mai 2018
Samstag, 12. Mai 2018
bern, münsterplattform
mit meinem essen in der hand möchte ich mich auf eine der langen grünen bänke setzen, deren plätze bequem und am mittag im halbschatten der kastanien sehr beliebt sind,
ich bin nicht sicher, wie ich die schwarze frau, die in einer ecke platz genommen hat, grüßen und um ihr einverständnis bitten soll, sie ist etwa in meinem alter, allein, gut gekleidet, aufrecht, ich nicke ihr zu und sie sagt bonjour
später, während ich diese szene notiere, spricht sie mich an, auf französisch zuerst, und als ich signalisiere, dass ich diese sprache nicht verstehe, wechselt sie ins englische, sie bittet mich, auf ihre tasche zu achten, weil sie noch zur toilette gehen will, ihr englisch ist flüssig, leicht und selbstverständlich
no problem
mit meinem essen in der hand möchte ich mich auf eine der langen grünen bänke setzen, deren plätze bequem und am mittag im halbschatten der kastanien sehr beliebt sind,
ich bin nicht sicher, wie ich die schwarze frau, die in einer ecke platz genommen hat, grüßen und um ihr einverständnis bitten soll, sie ist etwa in meinem alter, allein, gut gekleidet, aufrecht, ich nicke ihr zu und sie sagt bonjour
später, während ich diese szene notiere, spricht sie mich an, auf französisch zuerst, und als ich signalisiere, dass ich diese sprache nicht verstehe, wechselt sie ins englische, sie bittet mich, auf ihre tasche zu achten, weil sie noch zur toilette gehen will, ihr englisch ist flüssig, leicht und selbstverständlich
no problem
Donnerstag, 10. Mai 2018
bern
wenn ich am morgen aus der unterführung am bahnhof komme, steht dort an der seite ein mann, dessen alter schwer zu schätzen ist, er sieht arm aus und erschöpft und hält ausgestreckt vor sich eine büchse, er sieht uns an
gestern, als eine frau ihm im vorbeigehen ein geldstück in die büchse wirft, bittet er sie, einen augenblick zu warten, wendet sich um, wo er unter einer bank seine tasche abgestellt hat, aus der er einen kleinen strauß flieder zieht, die frau ist vollkommen überrascht und strahlt
er hat getauscht
wenn ich am morgen aus der unterführung am bahnhof komme, steht dort an der seite ein mann, dessen alter schwer zu schätzen ist, er sieht arm aus und erschöpft und hält ausgestreckt vor sich eine büchse, er sieht uns an
gestern, als eine frau ihm im vorbeigehen ein geldstück in die büchse wirft, bittet er sie, einen augenblick zu warten, wendet sich um, wo er unter einer bank seine tasche abgestellt hat, aus der er einen kleinen strauß flieder zieht, die frau ist vollkommen überrascht und strahlt
er hat getauscht
Mittwoch, 9. Mai 2018
Montag, 7. Mai 2018
Freitag, 20. April 2018
nach oben sehen ins geäst der bäume, kahle äste und erstes grün an den zweigen, darüber am blauen himmel schnell ziehende einzelne weiße wolken, zwei tiefenschichten, zwei strukturen, die in einer anderen zeit entstehen, anderen gesetzen gehorchen, keinen kontakt zueinander haben - und doch mit mir und miteinander zusammenhängen, unsichtbar, im sichtbaren einander fremd
Montag, 16. April 2018
beim sehen der katagami, japanischer papierschablonen, große freude: das ist gleichzeitig abstrakt und konkret
dasselbe habe ich am mittag gedacht, als ich den arbeiter der stadtreinigung im signalorangenen anzug beobachtet habe, der mit einer harke über die kleinen pflastersteine des gehweges gebeugt eine mischung aus grau und grün energisch hinter sich herzieht, die stelle, an der er arbeitet ist dunkel, daneben steht außer der reihe eine bank,
dort, im schattten der weggerückten bank, kratzt er aus den ritzen zwischen den steinen erde und gras
dasselbe habe ich am mittag gedacht, als ich den arbeiter der stadtreinigung im signalorangenen anzug beobachtet habe, der mit einer harke über die kleinen pflastersteine des gehweges gebeugt eine mischung aus grau und grün energisch hinter sich herzieht, die stelle, an der er arbeitet ist dunkel, daneben steht außer der reihe eine bank,
dort, im schattten der weggerückten bank, kratzt er aus den ritzen zwischen den steinen erde und gras
Sonntag, 14. Januar 2018
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