Sonntag, 22. Februar 2015

nur noch wenige zeilen bis zu dem bleistiftstrich, der das ende der zeichnung markiert

ich sehe ein weiches mittleres grau, eine beinahe ruhige gleichmäßige fläche, über die wenige sanfte wellen laufen, entspannt, von einer langsamen permanenten energie bewegt, 
und stille
im letzten jahr, am ende des sommers, als die ersten zeilen fast noch wie eine linie gegen die riesige leere fläche standen: mein gespanntsein auf das noch nie versuchte, das nie gesehene, meine konzentration, mein wille, gegen die weiße fläche anzuzeichnen, anzuschreiben, spürbar in der unverhältnismäßigkeit meiner mittel zur größe des leeren papieres 

als hätte ich jetzt, da die bezeichnete fläche tatsächlich und wirklich da ist, das alles aufgebraucht und als könnte ich sehen, was ich verloren habe, weil es getrennt von mir auf diesem blatt in der vergangenheit liegt und nicht mehr vor mir

only a few lines until the pencil dot that marks the end of the drawing

i see a soft medium gray, an almost quiet equable surface, over which run a few gentle waves, relaxed, moved by a slow constant energy,
and silence
last year, at the end of summer, when the first rows stood against the huge empty area almost more like a line: my keen anticipation of the never tried, the never seen, my concentration, my will to draw, to write against the white surface, evident in the disproportionality of my means to the size of the empty paper

as i would have consumed all that, now that the designated area is there really and truly, as i could see what i have lost, because it lies separate from me on this sheet in the past and no longer infront of me

Dienstag, 17. Februar 2015

am anfang einer neuen stickarbeit viele intensive arbeitsstunden gemeinsam mit t.
grundsätzliche fragen zum motiv, zu größen, zur balance von dicht und offen, hell und dunkel, gegenständlich und frei
wobei t. sich schon langsam in die möglichkeiten des computerprogramms hineingräbt

at the beginning of a new embroidery work many intensive working ours together with t.
fundamental questions regarding the motive, the sizes, the balance of compact and open, light and dark, concrete and free
where t. is digging into the possibilities of the computer programm


Montag, 16. Februar 2015

während am abend der elbhang gegenüber im graublauen dunst einsinkt
spüre ich das gleichgewicht aus licht innen und außen
als könne etwas erst jetzt ungehindert ins strömen kommen
am ende des arbeitstages kann ich in diesen minuten plötzlich dinge zueinander ordnen und mir etwas vorstellen
oft habe ich, schon im gehen, noch einmal etwas hervorgeholt
jetzt beginnen

in the evening during the Elbe hillside opposite sinks down into the gray-blue haze
i feel the balance of light inside and outside
as something could come to flow freely just now
at the end of the workday, in these minutes, i suddenly can arrange things to each other and imagine something
often, just when leaving my room, i took out something
start now

Sonntag, 15. Februar 2015

die luft ist eiskalt aber das licht
die februarsonne
ich bleibe in ihrer flut stehen an die garagenwand gelehnt und spüre wie sie über mein gesicht und in meine haare hineinkriecht
und wie der wind mir dieses warme fell zutreibt

the air is freezing cold but the light
the february sun
i stay in her flood leaning to the garage wall and feel how she creeps over my face and into my hair
and how the wind propels this warm fur up to me

Donnerstag, 5. Februar 2015

fast wie staub so fein fliegt der schnee
liegen bleibt ein weiß, das sich an die oberflächen der dinge klammert, sich in sie hineinsetzt, sie anlöst, ihre festigkeit und ihr dunkel

almost as dust so fine flies the snow
a white remains lying, which clings to the surfaces of things, sits down in them, dissolves them, their firmness and their dark

Samstag, 24. Januar 2015

der erste tee am morgen, draußen dämmerung, innen im atelier macht das gelbe licht der lampe neben mir einen hellen heißen fleck und färbt die weißen flächen im raum, weich und warm liegen sie im halbdunkel  
mein blick geht zu den fenstern, vor denen die stadt, der elbhang und der himmel in leuchtendes blau getaucht sind
und ich sehe dem blau zu, wie es sich sehr schnell zurückzieht, verblasst und verschwindet und ein farbloses helles grau zurücklässt, das wenig später auch in den raum dringt,
ein gleichgewicht aus milchigem weiß, innen und außen

the first tea in the morning, out there dawn, inside the studio the yellow light of the lamp makes a bright hot stain next to me and colors the white surfaces in the room, lying soft and warm in the semi-dark
my gaze goes to the windows facing the city, the river-hillside and the sky immersed in a bright blue
and i see the blue how it retracts very quickly, fades and disappears and leaves behind a colorless gray that penetrates a little later into the room,
a balance of milky white, inside and outside

Sonntag, 18. Januar 2015

als ich am frühen morgen aus dem haus komme ist die stadt vollkommen ruhig, es ist kalt, nichts bewegt sich, nur die stimmen der vögel füllen die luft, 
die rauhen schreie der krähen und der gesang der amseln
am atelier sehe ich auf das stück wiese zwischen den garagen und dem flachen werkstattgebäude, ein hauch reif liegt darüber, grau grün töne, zurückgenommen, niedrig und karg, aber ausdauernd und zäh und geduldig 
unbenutzt, unbetreten ist sie 
eine große weite endlose landschaft 

when i come out of the house early in the morning the city is completely quiet, it`s cold, nothing moves, only the votes of birds fill the air,
the rough cries of crows and the vocals of blackbirds
at the studio i look at the meadow piece between the garage and the flat workshop building, a hint of ripe lies over it, grey greens, withdrawn, low and sparse, but persistent and tough and patient
unused, untrodden it is
a big wide endless landscape 

Sonntag, 11. Januar 2015

standbild 
in der eingangshalle des kinos warte ich auf joram und seine geburtstagsgäste, eine schar jungen zwischen sieben und acht jahren, 
und sehe auf eine szene voller bewegung, viele menschen, kinder, die toben, um die wette rennen und oft auch in gruppen gekommen sind, rufende erwachsene, lange schlangen vor dem tresen, wo popkorn, süssigkeiten und getränke verkauft werden, an den wänden bildschirme, über die in endlosschleifen die trailer der aktuellen filme laufen, 
und während zwischen all dem meine aufmerksamkeit hin und her gleitet
steht in der mitte der halle auf einmal ein älterer mann, ich habe nicht bemerkt, wie er dorthin gekommen ist, er steht auf einen stock gestützt, vollkommen reglos, nur auf sich selbst konzentriert,  

freeze frame
in the cinema entrance hall i wait for joram and his birthday guests, a gaggle of boys in the age of seven and eight, 
and i´m looking at a scene full of movement, many people, raging children, running about the bet, they also have come as groups, calling adult, long queues in front of the counter where popcorns, sweets and beverages are sold, screens on the walls on which the current trailers run in endless loops,
and while my attention slides back and forth between all this
an elderly man stands suddenly in the middle of the hall, i have not noticed how he got there, he stands leaning on a stick, perfectly still, focused only on himself,