Dienstag, 29. September 2015

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Montag, 28. September 2015

plüschow, 19:00 uhr

plüschow, 7:00 p.m.
naschendorf, waldrand oberhalb der kiesgrube, 17:30 uhr

naschendorf, edge of the woods above the gravel pit, 5:30 p.m.
arbeitsplatz, 16:30 uhr

working place, 4:30 p.m.
13:30 uhr, im ohr das rufen vieler hundert vögel, die gleiche szene, mehrfach sich wiederholend



1:30 p.m., in my ears the shouts of hundreds of birds, the same scene, multiple repetitive
tressower see, 11:00 Uhr

tressow lake, 11:00 a.m.
arbeitsplatz, 9:00 uhr

working place, 9:00 a.m.
hilgendorf, 8:00 uhr

hilgendorf, 8:00 a.m.
arbeitsplatz, 7:30 uhr

working place, 7:30 a.m.

Sonntag, 27. September 2015

heute nachmittag die gleiche szene
laute rufe in der luft
zugvögel am himmel
t. schreibt komm.

this afternoon the same scene
loud shouting in the air
migrating birds in the sky
t. writes come.


Samstag, 26. September 2015

als ich am frühen nachmittag das fahrrad die kellertreppe hochtrage und hinauskomme höre ich über mir vogelschreie, leicht vibrierende gedehnte laute
ich schaue nach oben und sehe eine schar großer vögel, weite flügelspannen mit dunklen rändern, sie kreisen ungeordnet über den wiesen hinterm haus, sie rufen und schrauben sich immer höher in eine wolke hinein bis ich sie kaum noch sehen kann
ich höre sie, versuche, sie am himmel zu entdecken, drehe mich
sie sind schon auf der anderen seite des hauses, haben die form eines keils gebildet, fliegen nach südwesten

meine kraniche sind weggezogen
in den spinnenfäden vorm fenster fängt sich das licht
vom dach der veranda kräuselt sich wasser nach oben
kleine vögel stürzen und steigen

der lange schatten der bäume im park fällt auf die wiese

the spider threads in front of the window are catching the light
from the roof of the veranda water is curling upwards
small birds are falling and rising

the long shadow of trees in the park is droping to the meadow

Freitag, 25. September 2015

arbeitsplatz, draußen

working place, outdoors
arbeitsplatz, drinnen

working place, indoors



Donnerstag, 24. September 2015

diese verblüffend gerade linie, gespannt zwischen zwei ufer

this amazingly straight line stretched between two shores

Mittwoch, 23. September 2015

mit dem bio-bauern in quaal gehe ich auf seinen acker, vorbei an den ziegen, den bienen und den gänsen, und er erntet dort für mich, was ich möchte

i go with the organic farmer in his field, passing by the goats, the bees and the geese, and he harvests there for me what i want

sechs uhr dreißig
dichter nebel hüllt das ganze große haus ein
und vor mir liegt einer dieser kostbaren tage

6:30
thick fog encases the whole big house
and ahead of me lies one of these precious days

Dienstag, 22. September 2015

draußen ist es deutlich kühler geworden, ich stehe frierend an den bäumen, die kraniche flügelschlagend über mir
an den nachmittagen viele stunden mit c. in der radierwerkstatt
ich suche die wärme der metallheizplatte, es ist anstrengend und 
an meinen händen habe ich am ende des tages alle farben

it has become much cooler outside, i stand on the trees freezing, the cranes above me
in the afternoons many ours together with c. in the etching workshop
i am looking for the warmth of the heating plate, it is exhausting and at the end of the day i have all colors on my hands

Montag, 21. September 2015


Sonntag, 20. September 2015

gestern am späten abend habe ich aus dem fenster den wolkenlosen himmel gesehen und bin nocheinmal aus dem haus gegangen
an der tür, auf der treppenstufe saßen zwei große kröten im fahlen licht, gelb mit grauen punkten, sie schienen mir ganz flach mit schlaffen weichen körpern, kaum vom stein der schlosstreppe zu unterscheiden, aber ich sah sie atmen
ich bin also aus den wenigen lichtkegeln auf der kleinen straße hinaus ins dunkle gegangen auf die wiese bei den pflaumenbäumen
dort habe ich gestanden, der schwarze himmel übersät von sternen

late last night i saw from my window the cloudless sky and i once left the house
on the door, on the stairs two toads sat in the pale light, yellow with gray dots, they seemed to me quite flat withe theire soft flabby bodies, almost indistinguishable from the stone stairs, but i saw them breathe
i went out from the few cones of light on the small street into the dark 
i stood on the meadow at the plum trees, the black sky littered with stars

Freitag, 18. September 2015

ich bin nach schwerin gefahren, eine reise, für die ich mich spontan entscheide:
nicht die niederländische malerei im museum, ihre leidenschaft für das licht, das die dinge berührt,
und auch nicht die kleine sonnendurchflutete orangerie auf der rückseite des schlosses,
es sind die stimmen der solisten bei einer probe von mendelssohns paulus im schweriner dom am späten nachmittag, wo es noch sehr hell ist und alles ganz zufällig, beiläufig und selbstverständlich geschieht

i went to schwerin, a trip i decide for spontaneously:
not the dutch painting at the museum, its passion for the light that touches things,
nor the small sun-flooded orangery on the back of the castle,
it are the voices of the soloists at a rehearsal of mendelssohns paulus in schwerin cathedral in the late afternoon, where it is still very bright and everything happens by chance, casually and naturally

Donnerstag, 17. September 2015

schwarze krähen, ihre heiseren kurzen schreie
der dichte wald feucht und finster
aus ihm herausfinden, weite felder vor mir 
helles braun und das weiß der niedrigen margeriten am rand, ein lang gestreckter streifen, dazwischen einzelne, unendlich zarte kornblumen in ihrem kostbaren blau,
furchen überall darüber ist es offen und licht
ich dachte, ich hätte die kraniche rufen hören

black crows, their hoarse short cries
the dark forest moist and gloomy
find out, wide fields in front of me 
light brown and the white low marguerites on the edge, a long stretched stripe, between single, infinitely delicate cornflower in their precious blue,
furrows everywhere about it is open and light
i thought i heard the call of cranes
die schwalben fliegen ums haus
das laub der bäume zittert

the swallows are flying around the house
the leaves of the trees are trembling

Mittwoch, 16. September 2015

warum zeichne ich, die frage stelle ich immer wieder, 
was ist zu tun 
es geht um eine haltung
handlungen, die nach einer form suchen für eine haltung

ist es ein kampf oder ist es eine lust

why i draw, the question i ask again and again,
what is to do
it is about an attitude
acts that are looking for a form for an attitude

is it a fight or is it a desire


Dienstag, 15. September 2015

während ich an den weiden stehe und mich mit den augen an ihnen entlangtaste, kommen die worte in meinem kopf, es werden so viele, dass ich sie aufschreibe, parallel, zwischen die zeichnungen

sich lösende flechten zöpfe
spröde, schrundige, grindige
vogelflügel federn
brechende, berstende
barocke ornamente
sich kringelndes, kräuselndes 
blattwerk
welkendes, schrumpliges, trockenes
graues menschenhaar

Montag, 14. September 2015

der weg oberhalb der kiesgrube am waldrand, der mit eichen bestanden ist, mit wenigen kiefern, mit ginster, auf der anderen seite ein schmaler streifen brachland, wilde wiese, spätsommerlich in trockenen brauntönen, die feinen halme, die samenkapseln, der weiche flaum der disteln
dorthin fahre ich zum zeichnen, es gibt einen hinweg und einen anderen rückweg, so dass sich ein kreis schließt, am haus beginnt und am haus endet

dass ich die zwei kraniche wiedersehe bei hilgendorf, über ein abgeerntetes feld langsam laufend, suchend
dass ich sie schon kenne, die strecke an den bahngleisen, dort drei rehe erwarte und vorsichtig bin
dass die schwalben auf einer leitung aufgereiht dicht beieinander hocken und dass ich dabei denke, sie werden nicht bleiben wenn es kalt wird nach süden fliegen wie ich

Sonntag, 13. September 2015

und arbeitszustände, für die wir uns begeistern

and working states, exciting


arbeitsplatz, radierwerkstatt
alle meine bedenken gegenüber dieser technik erkenne ich wieder, aber dann passiert doch noch etwas überraschendes, womit wir beide nicht gerechnet haben

working place, etching workshop
i recognize all my reservations about this technique, but than happens still something surprising, which we both did not expect

später nachmittag, rückweg
noch ein stück durch den wald, über die wiese und den kleinen, mit schilf zugewachsenen bach, an den weiden entlang 
zum haus zurück

late afternoon, way back
a while through the forest, over the meadow and the small brook overgrown with reeds, along the willows 
back to the house

Samstag, 12. September 2015

arbeitsraum, innen
meine kamera ist defekt, ich mache bilder mit meinem handy

working space, inside
my camera is broken, i take pictures by my phone

Freitag, 11. September 2015

ich fahre lange zwischen zwei großen feldern, die sich über viele hügel weit strecken, ich muss mich anstrengen und das rad manchmal schieben, der boden ist sandig und der wegrand mit weiden, später mit niedrigen büschen bewachsen, hagebutten, holunder, schlehdorn, 
vögel flattern darin, wenn sie mich hören
zurück führt der weg an den bahngleisen entlang, nach einer biegung springt dicht vor mir plötzlich ein reh aus dem gebüsch, ein großes, freies tier, hellbraun, bleibt einen kurzen moment stehen und blickt mich an, 
drei rehe sind es, die zusammen ins unterholz verschwinden, fast lautlos, und ich habe sie schon einmal aus dem zug heraus gesehen

Donnerstag, 10. September 2015

draußen, zeichnen
ist sich einlassen, sich hingeben
gras sein, halm und blatt, samen und wind, der alles bewegt

outdoors, drawing
get involved, abandon oneself
being blade of grass, culm and leaf, seed and wind, which moves everything

Mittwoch, 9. September 2015

arbeitsplatz, draußen

working place, outdoors
eine schar vögel weit draußen auf dem see
die, während ich mit c. auf das vom wind zerwühlte wasser sehe, manchmal auffliegen 
eine kleine runde drehen, dabei grau werden und dunkel gegen den himmel
dann plötzlich alle ganz weiß in der luft stehen und nur langsam, wie gegen einen widerstand, aufs wasser zurück sinken

a flock of birds far out on the lake
which, while i and c. see the wind ruffling the water, sometimes fly up
turning a small round, whit it become gray and dark against the sky
then suddenly all stand completely white in the air and slowly, like  against a resistance, sink back to the water
gespinst aus licht
licht, das nicht auf die dinge, das durch sie hindurch fällt
hauchzart, fein, nuancen von farbtönen
mischtöne von hellblau, grün, gelb
gefiltert, gefangen
die stimmen der vögel in der kalten luft 

tissue of light
light that not falls on the things, through them
tender, subtle, nuances of color shades
mixed shades of light blue, green, yellow
filtered, captured
voices of birds in cold air

Dienstag, 8. September 2015

c. hat mir eine platte und ihr werkzeug gegeben und ich habe begonnen, linien hineinzuritzen
meine erste radierung

c. has given me a plate and her tools and i began to scratch lines into
my first etching

Montag, 7. September 2015

nach drei tagen in halle komme ich noch einmal in plüschow an, laufe die kleine strecke vom bahnhof bis zum schloss durch den wald
an der gabelung, wo ich den weg hinunter in die senke durch die wiese nehme, kommt mir heather entgegen, eine frau in mehrerlei gestalt und unbestimmten alters, die ich erst erkenne als sie mich lachend umarmt und sagt, sie sei hier für die begrüßung zuständig
sie trägt ein weites kleid und einen großen korb am arm, sie sieht aus wie ein mädchen, eine magd, eine bäuerin 
ihre haare sind unter einem eng gebundenen weißen tuch nicht zu sehen, von weitem wirkt es wie ein häubchen, eine krankenschwester
denke ich: märchenhaft, wie aus einer anderen zeit
ihr stativ mit der kamera sehe ich erst später 

Freitag, 4. September 2015

arbeitsplatz, draußen
unmerklich beginnt es zu regnen, der wind kommt in böen und ist sehr  kalt

working space, outdoors
imperceptibly it starts raining, the wind comes in gusts and is very cold

arbeitsraum, tag drei

working space, day three

Donnerstag, 3. September 2015

kurz nach sonnenaufgang, die luft ist noch kalt, in der senke hinter dem schloss liegt eine nebelbank, ganz zart, fängt das licht, ich höre die klagenden schreie von vögeln, immer wieder 
als ich die wiese umrundet habe und das dach des schlosses schon sehen kann, erkenne ich die beiden tiere, zwei kraniche
die mich mit durchdringenden stimmen rufen, wegen mir rufen
so andere töne als das stetige rauschen der nahen autobahn

shortly after sunrise, the air is still cold, in the valley behind the castle lies a fog bank, very subtle, catches the light, i hear the plaintive cries of birds, over and over again
as i have circled the meadow and the roof of the castle can be seen already, i recognize the two animals, two cranes
which call me with penetrating voices, call because of me
so other sounds than the constant noise of the nearby motorway
arbeitsraum, tag zwei

working space, day two

Mittwoch, 2. September 2015

struppiges zerzaustes feld über das wolken schatten jagen

scrubby ruffled field, cloud shadows hurting across
arbeitsraum, tag eins/eins
beim einräumen meiner dinge plötzlich ein moment der verlorenheit, wie gestern am abend beim aufziehen der bettwäsche, die erinnerung an einen krankenhausaufenthalt, wo man nichts so stark wünscht als wieder zuhause zu sein

working space, day one/one
when setting up my things suddenly a moment of being lost,
as yesterday evening when pulling the bed linen, the remembering of a hospital stay where one desires nothing so much as being back home 

arbeitsraum, tag eins/null

working space, day one/zero
ortswechsel, dresden/plüschow
mir sind begegnet, je weiter weg von zu hause mit zunehmender dichte:
ein mann, der mir seit dresden im abteil gegenüber sitzt und nachdem er mein gespräch mit der schaffnerin über unsere verspätung und unerreichbare anschlusszüge angehört hat, mir anbietet, mich in seinem auto von wittenberge aus mitzunehmen, obwohl er nicht weiß, wo der ort genau liegt, zu dem ich hin will
eine zweite schaffnerin, die auf meine fahrkarte schaut und ausruft, wir halten aber nicht in plüschow!
die männer beim bier am kiosk am bahnhof grevesmühlen, wo ich ausgestiegen bin in der hoffnung, von hier aus irgendwie nach plüschow weiterzukommen, ihr einstimmiges, gedehntes, norddeutsches plüschow? 
der mann mit seinem fahrrad, der mit mir am bahnsteig eine stunde wartet und mir von seiner reise aus klaipeda erzählt
eine dritte schaffnerin, die mir in belehrendem ton mitteilt, plüschow ist aber bedarfshalt, da müssen sie vorne beim fahrer bescheid sagen, wenn sie aussteigen möchten
und der schäfer aus friedrichshagen, der mich unter seine fittiche nimmt, als er seinen transporter hinter mir auf der landstraße vorsichtig verlangsamt: schloss plüschow? hier gibt es nur ein schloss, 
bei dem ich einsteige, der mit mir redet, von seinen zehn kindern erzählt und von seinem glück, hier zu leben
er ist es, der mir hilft, dass sich die tür so spät noch für mich öffnet