Freitag, 17. November 2017

dämmerung
eben noch das gefühl, dass das licht abnimmt, immer mehr weicht und schwindet, dann das glühen vor meinen fenstern, die dinge leuchten von innen, füllig und warm und mit einer kraft, mit einer anstrengung, die größer ist als die gleichmäßige und unausweichliche helligkeit des tages

Donnerstag, 9. November 2017

atelier, ich hole wasser am waschbecken in der damentoilette, eine frau, patientin der arbeitstherapie, die auf dieser etage ihre räume hat, kommt herein, ein handtäschchen unterm arm, aus dem sie einen kleinen kamm zieht, und vorm spiegel stehend beginnt, ihre rot gefärbten, kurzen haare zu kämmen, sie legt sehr sorgfältig eine welle aus haaren über ihre stirn und holt dann zu meiner verblüffung eine mütze aus ihrer tasche, die sie über den kopf zieht, um danach nocheinmal mit dem kamm die stirnwelle zu richten -
ich muss grinsen, weil mich diese planvolle zuwendung für die eigene äußere erscheinung rührt, und als sie das sieht, strahlt sie mich durch den spiegel an, ich versuche, ihr und mir zu sagen: ja man muss sich immer...aufbauen, so beendet sie meinen steckengebliebenen satz

Sonntag, 5. November 2017

gestern beim absteigen durch den eichenwald oberhalb des weinberges am boden dichtes laub, das durch starken kalten wind den schmalen steinigen pfad hinabgetrieben wird, in den wir schwindelnd unsere füße setzen, rauschen in den bäumen über uns, wir fließen hinab, haltlos, mitgerissen

Freitag, 3. November 2017

als d. gegangen ist, steht der mond nur wenige meter über dem schwarzen elbhang, eine große, runde, gelbe scheibe
ich kann nicht sehen, dass es ein kugeliger körper ist, und ich kann nicht sehen, dass er vom licht der sonne angestrahlt wird, dass er ihr licht zurückwirft zu mir, auf die dunkle seite der erde, die im schatten desselben lichts liegt
er schwebt dort im dunklen blaugrau, überraschend, riesengroß und leuchtend und schön, ein vollkommenes rätsel