Montag, 22. Mai 2017

bern,

schnee auf den bergen und wolken im letzten licht vor der nacht, ein diffuses graublau, 
als wäre mein blick nicht scharf genug, um diese farbe zu durchdringen, ordnung zu finden oder struktur, ich sehe gerade noch das feste und das fast schon formlose, das ohne räumliche tiefe ist, in einer solchen innigen verbindung, untrennbar je mehr das licht schwindet

das deutliche und das unfassbare,
das bleibende und das flüchtige,
vielleicht auch nur das allmähliche und das schnelle

(das ist die beschreibung einer zeichnung)

Sonntag, 21. Mai 2017

abegg-stiftung, riggisberg

seit riggisberg post sind wir nur noch zu zweit im bus, der weiter zur abegg-stiftung fährt, auf einer schmalen straße, die sich in eine parkähnliche wiesenlandschaft hineinschlängelt, hinter der steil die berge aufragen,

ich sehe sehr alte und sehr schöne textilien, artefakte, fragmente aus den hochkulturen der menschheit, nebeneinander wie seltene trophäen, kostbare kunststücke, alles wie aus der zeit gefallen, ohne jeden zusammenhang, nichts habe ich darüber erfahren, warum die dinge entstehen

ich erinnere mich an diese stunden, als wäre dort etwas stehen geblieben, konserviert, stillgestellt

Samstag, 20. Mai 2017

wie das gebirge in der ferne, immer wieder geht mein blick dorthin oder er fällt zufällig darauf, 
weil es leuchtet im wechselnden licht, zwischen himmel und erde, fremd und schön, 
lässt es mir keine ruhe, wieder und wieder nehme ich anlauf mit meinen worten und kann das nicht einholen, obwohl ich dicht davor bin, ich erreiche es fast, ich erreiche es nie
selbst wenn ich hinkäme, wenn ich dort wäre, ist es nicht dasselbe

Freitag, 19. Mai 2017

bern,
beim sehen auf das gebirge und den himmel, der gerade erst an den rändern aufreißt: dass wolken und schneebedeckte berge im späten nachmittagslicht die gleiche farbe haben, ein weiches schneeweiß, in dem der blick keinen halt findet, nach oben verliert sich alle sicherheit über die feste form des berges

Mittwoch, 17. Mai 2017

bern,
kleine, helle wolken vor dem schneebedeckten gebirge, graublau wie dunst, unschärfe, als hätte jemand an diesen stellen das bild ausgewischt

Dienstag, 16. Mai 2017

bern,
am frühen morgen über die brücke in die stadt laufen, den grünen, rauschenden fluss im licht glänzend unter mir, immer noch das aufregende gefühl von fremdheit, gemischt mit wiedererkennen: menschen auf dem rad, zu fuß, wie sie sich bewegen, sich kleiden, sprechen, der brunnen an der ecke mit dem strahl, der aus einem geöffneten mund stürzt, klares wasser, das in einem becken aus hellem stein schaukelt, die auslage im buchladen, der bäcker, seine beiden jungen angestellten, die auf einem kleinen wagen eine bestellung mit kuchen über das pflaster schieben, die wasserlachen auf dem boden

Montag, 15. Mai 2017


bern,
das gebirge in der morgensonne, darin liegen schmale horizontale wolkenstreifen, flauschige linien, die die gefaltete landschaft durchqueren

Donnerstag, 11. Mai 2017

bern,
bushaltestelle "betagtenheim", be-tagt, wenn alle tage auf einem liegen, wenn man mit allen tagen be-laden ist, 
ganz anders muss es sich anfühlen für die kinder auf dem sportplatz der schule, an dem wir kurz danach vorbei fahren, alle tage sind ein offener raum, etwas, das noch vor ihnen liegt

Dienstag, 9. Mai 2017

bern,
worte, die ich heute gehört und mir gemerkt habe: plündere, ausharre, gediehe
es ist kühl, ich fröstele als ich am abend aus dem haus trete, die menschen sind schnell unterwegs, zielstrebig und beschäftigt,
erst im bus, der mich nach zollikofen bringt, wird es ruhiger, warme abendsonne durchflutet alles, niemand steht auf bevor der bus zum halten kommt