Montag, 17. Juli 2017

richerenches
ich gehe am späten nachmittag zum zeichnen in den ort hinein, enge, verwinkelte gassen, treppen, balkone, durchgänge, die alte, wehrhafte anlage der tempelritter, bewohnt von menschen und katzen, ich fühle mich unsicher, suche nach einem platz, von dem aus ich etwas sehen kann und wo ich trotzdem geschützt bin, meinen kasten mit aquarellfarbe möchte ich abstellen und farbe mit wasser anrühren,
ich hocke mich auf eine stufe, gegenüber schließt jemand ein fenster, kurz darauf höre ich die ersten töne einer oboe, ein paar leitern, dann wird die musik immer leichter und freier, jemand freut sich an seinem spiel, solange es dauert, kann ich bleiben,  bin ich richtig an diesem ort mit dem, was ich tue, und ich brauche lange, bis ich etwas sehe, bis ich deutlich spüre,  was ich erfassen möchte, fast zwei stunden sind wir beide in unsere übung versunken,
ich denke,  wenn ich jetzt ein paar tage zeit hätte, dann könnte ich an dieser stelle weitermachen, dann könnte ich an dieser stelle beginnen
richerenches, dromeprovencale
zuerst habe ich gehört: den harten, kreischenden gesang der zikaden, ich habe den trockenen duft von harz und wildem thymian gerochen, 
der himmel war voller licht, blau, 
heißes licht liegt auf der großen ebene, alles ist unter dieser last flach und schrumpft, die schöne landschaft, die wir von den bergen aus sehen, nichts liebliches ist daran, tagelang brüllt der wind

Mittwoch, 12. Juli 2017

lichtlinien im wasser, ein schlingerndes netz, über die gegenstände geworfen, nicht mit den augen und nicht mit den händen zu greifen, so sehr in bewegung und schneller als die sprache, mit der ich es beschreiben möchte
die spinnennetze, die wir heute gesehen haben, sind dicht, flauschig, wie gefilzt

Montag, 10. Juli 2017

richerenches, dromeprovencale
die pappel ist an diesem ort der empfänglichste baum von allen, empfänglich für die kleinste bewegung der luft, ihr laub zittert, flattert, flirrt, der wind streift darüber, eine ausgestreckte hand, die im vorbeigehen die berührung genießt   

Freitag, 7. Juli 2017

die aare bei bern
türkisblau und glasklar, wir hören und sehen sofort: sie hat sehr viel wasser und starke strömung

zuerst, als wir mit unseren beinen im fluss stehen, angespannt ihn und uns beobachten, können wir uns kaum halten, jeder schritt bringt uns aus der balance, unsere füße rutschen auf den kleinen steinen, wir straucheln, stürzen, der fluss hat so große kraft, dass wir uns nicht vorstellen können, wie wir darin die kontrolle behalten, nicht mitgerissen werden und an der sandigen biegung, an der wir unsere sachen abgelegt haben, wieder hinausgelangen
 

erst als wir unseren widerstand aufgeben und uns dem fluss überlassen, wird alles ganz leicht, wir gleiten, treiben, jauchzen,
wie die fische stehen wir in der strömung, unter uns das ufer aus weichem sand